Wozu brauchen pädagogischen Fachkräfte Selbstfürsorge?
Als Pädagoge oder Pädagogin bist du immer für andere da. Du hast jederzeit ein offenes Ohr, alles im Blick und das Gefühl, auf jeden individuell eingehen zu müssen. Vergisst du dich und deine eigenen Bedürfnisse dabei manchmal oder hast schlichtweg keine Zeit dafür? Für deine seelische und körperliche Gesundheit benötigst du jedoch Ruhephasen, denn nur wenn du deine Kraftreserven immer wieder nachfüllst, kannst du auch deine Energie an andere weitergeben, ohne dabei auszubrennen.
Einfach gesagt: Jeder kann nur so viel geben, wie er hat. Wenn keine Energie oder Kraft mehr vorhanden ist, kann auch nichts mehr an andere weitergegeben werden. Doch genau das ist ein wichtiger Bestandteil des pädagogischen Berufes: Eine ausgeglichene und entspannte (Lern-) Atmosphäre zu schaffen und vielfältige Unterstützung oder Hilfestellungen anzubieten. Deshalb sollte Selbstfürsorge für Pädagogen einer der grundlegenden Bestandteile des Arbeitsalltags sein, denn sie bedeutet das „Um sich selbst kümmern“ (engl. self care) .
Hierbei ist es wie in einem Flugzeug. Jede Person setzt sich selbst zuerst die Sauerstoffmaske auf, um im Anschluss anderen zu helfen. Dieses System wird in der Pädagogik leider noch zu oft außer Acht gelassen. Es bedarf eben auch hier ein wenige mehr Achtsamkeit auf sich selbst und seine Bedürfnisse. Bedürfnisorientierte Erziehung ist nicht nur einseitig zu verstehen, denn auch die pädagogische Fachkraft hat Bedürfnisse, die für deren Gesundheit und Berufsausübung elementar sind und erfüllt werden müssen.
Um dir deine Gesundheit und deine Freude im pädagogischen Arbeitsalltag zu erhalten, ist es also nötig, mit deinen persönlichen Kraftreserven zu haushalten und dein Energielevel aufrechtzuerhalten. Hierfür ist eine ausgewogene Balance notwendig. Theoretisch ist das vielen bewusst, doch im pädagogischen Alltag wird leider viel zu häufig vergessen, auf unser Energiemanagement zu achten und so fühlen wir uns am Ende des Tages ausgebrannt, erschöpft und mitgenommen.
Selbstfürsorge bedeutet das Hinterfragen der eigenen Bedürfnisse
Anzuerkennen, wie erschöpft wir sind und dass dies völlig normal ist und nichts mit Schwäche zu tun hat, kann den persönlichen Druck schon um einiges mildern. Denn seien wir ehrlich, alle Pädagogen sind in ihrem Arbeitsalltag vielfältigen Belastungen ausgesetzt. Auch wenn es sich manche nicht eingestehen wollen, geschweige denn öffentlich zugeben möchten.
Fakt ist, dass keiner immer 100% geben kann. Und Fakt ist auch, dass der Erzieher- oder Lehreralltag ebenso schöne wie anstrengende Seiten hat: Sei es die ungünstige Raumgestaltung mit möglichen Gefahrenquellen, der Geräuschpegel, verursacht durch die pure laute Lebensfreude oder Verhaltenskreativität oder durch körperunfreundliche Haltungen und Bewegungsabläufe. Hierbei werden die einzelnen Stressoren von den Menschen unterschiedlich wahrgenommen. Was für einen eine angenehme Beleuchtung ist, kann für den anderen eine Migränequelle sein.
Mit der Zeit können sich diese Belastungen in zunehmenden Stress verwandeln und die Arbeit zusätzlich erschweren. Dabei bleibt leider auch oftmals die Freude am Beruf und der empathische Umgang mit Mitmenschen und Schutzbefohlenen auf der Strecke. Was also kannst du im Sinne von Selbstfürsorge für Pädagogen tun, um dein Wohlbefinden und deine Energiereserven aufrechtzuerhalten oder zu regenerieren?
Meine Selbstfürsorge-Liste
Hierfür habe ich dir eine Liste mit möglichen Dingen zusammengefasst:
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- Beginne deinen Tag so entspannt wie möglich
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- Halte inne und mache bewusste Atempausen
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- Höre auf deine körperlichen Bedürfnisse
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- Löse die Anspannungen in deinem Körper
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- Achte auf deine geistigen und mentalen Bedürfnisse
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- Biete deinem Körper ausreichend Schlaf
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- Erkenne und nutze deine Wohlfühlfaktoren
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- Achte auf deine Wortwahl
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- Erledige eins nach dem anderen
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- Achte auf deine Ernährung und Bewegung
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- Vermeide ungesunde Gewohnheiten
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- Baue deinen selbstgemachten Druck ab
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- Baue dir ein liebevolles Umfeld auf
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- Beachte deine Einflussbereiche
Wichtig ist hierbei zu beachten, dass wir nie gleich alles auf einmal in unseren Alltag integrieren können. Sonst geht es uns hier wie mit en Neujahrsvorhaben, die meist im Februar schon wieder abgebrochen wurden. Selbstfürsorge ist ein Prozess, der gelernt werden will. Ich schlage dir deshalb vor, die Themen monatsweise anzugehen und so bspw. im ersten Monat auf einen entspannten Tagesanfang zu achten. Du kannst mit Yoga, Meditation, einer Tasse Tee, Journaling o. ä. starten und so einen Moment der Ruhe ganz für dich genießen.
Im Notfall lohnt es sich, dafür einige Minuten früher aufzustehen und die Zeit für sich zu nutzen. Wenn du dies einen Monat lang gemacht hast, hat sich dein Geist/Körper daran gewöhnt und ritualisiert, sodass du nun einen nächsten Punkt für dich umsetzen kannst.
Willst du dir neben dem Artikel tiefer in das Thema einsteigen, oder eine kleine Auszeit für dein Team in Kita oder Schule organisieren, stehe ich dir gern für eine (Inhouse-) Fortbildung zur Verfügung.
Deine Bildungsexpertin
Literatur:
Köhler, I. (2015). Das Geheimnis glücklicher Pädagogen. create space
von Münchhausen, M. (2004). Wo die Seele auftankt: Die besten Möglichkeiten, Ihre Ressourcen zu aktivieren. Mosaik/Goldmann.
Watzlawick, P. (2005). Anleitung zum Unglücklichsein. Pieper Taschenbuch.
Und wenn alles zu viel wird?
Zum Blogartikel: Eine Überlastungsanzeige schreiben